Das literarische Bild der Cornelia Salonina

Alles in allem geben die literarischen Quellen nur spärliche Informationen über Cornelia Salonia preis: Die Kaiserin war in erster Linie Ehefrau des Gallienus und Mutter des Saloninus. Dem Leser erweisen die knappen Texte, die in der Regel Gallienus als Hauptperson führen, dennoch einen weiteren Dienst, indem sie kleine Anmerkungen bieten, die zur Interpretation einladen. Beispielsweise berichtet die Kaiserbiographie des spätantiken römischen Geschichtsschreibers Sextus Aurelius Victor unter anderem von Gallienus' Liebe zu einer anderen Frau, Pipa (bzw. Pipara), der Tochter des Barbarenkönigs Attalus (Aur. Vict. Caes. 33,6). Durch die Historia Augusta und andere Quellen erfährt der Leser, es käme der Wahrheit am nächsten, dass der Name des Saloninus von dem Namen seiner Mutter stammt (Historia Augusta Gall. 21,3). Doch warum die Betonung dieses Umstandes, die auch in anderen Texten zu finden ist? Da sie erwähnt ist, muss sie die antiken Menschen beschäftigt haben. Wollte man damit einem Gerücht oder vielleicht einer Tatsache entgegenwirken? Möglicherweise spielte Gallienus‘ Geliebte Pipa in dieser Sache eine größere Rolle als angenommen. Die literarischen Quellen zeigen Cornelia Salonina auch als Kaiserin die sich im unmittelbaren Umfeld des Gallienus aufhält, selbst wenn dieser in den Krieg zog, denn der byzantinische Geschichtsschreiber Johannes Zonaras berichtet in seinen epitome historiarum, dass die Kaiserin, obwohl bewacht, durchaus in Gefahr geraten konnte (Zonaras 12,25). Die Herrschaft des Gallienus lässt sich aus den literarischen Texten als schwach charakterisieren. Darstellungen der Salonina sollen das offenbar unterstreichen: nicht nur betrog er seine Gattin und zog ihr eine Barbarin vor, sondern auch andere Texte suggerieren, dass er sich nicht durchsetzen konnte. Das Paar förderte zwar den Philosophen Plotin (Porphyrios, Vita Plotini 12), aber angeblich verhinderten Hofränke weiterreichende Pläne. An anderer Stelle versuchte Salonina am Hof die vermeintlich problematischen Entscheidungen des Herrschers zu konterkarieren, erwies sich als klüger als der Herrscher (An. Cont. fr. 5.1 = Müller FHG 4. 194). Der Kaiser wiederum untergrub angeblich öffentlich die Autorität seiner Frau (HA Gall. 12,5).

Damit zeigen die Quellen dem Leser, ein an Deutlichkeit oszillierendes Bild der Cornelia Salonina Augusta.