Frauen neben Claudius und ihre Darstellung auf

reichsrömischen Münzen


verfasst von Sandra Kaden

 

1. Einleitung

2. Verstorbene Verwandte Tradition als Legitimationsbasis

2.1. Livia – Ehrungen für die vergöttlichte Großmutter

2.2. Agrippina maior – Ehrungen für die Schwägerin/ Schwiegermutter

2.3. Antonia minor – Ehrungen für die Kaisermutter

3. Die Ehefrauen – Eine intakte Familie als Stabilitätsfaktor

3.1. Valeria Messalina – „Eine der grössten Nymphomaninnen der Geschichte“

3.2. Agrippina minor – „Streng und gleichsam männlich war die Knechtschaft“

4. Ehrungen für die Töchter – Antonia und Octavia

5. Schlussbetrachtung

6. Literatur- und Quellenverzeichnis



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1. Einleitung


Claudius’ Abhängigkeit von seinen Frauen – „Das Peinlichste Kapitel dieses Principats“ [1]


Die Frage nach dem Verhältnis von Kaiser Claudius zu den ihm umgebenden Frauen stellt heute wie gestern ein ausschlaggebendes Kriterium zur Bewertung seines über zehn Jahre währenden Principats dar. Das diesbezüglich durch Karl Christ gefällte Urteil spiegelt dabei den allgemeinen Grundtenor der Einschätzung moderner Historiker wider. Gleichzeitig kann eine solche Äußerung nicht als neu gelten, da sie einer antiken Historizität entspringt, die fast übereinstimmend ein eben solches negativ konnotiertes Bild vorgezeichnet hat [2].
Nicht durch Leistung, sondern „durch einen ganz erstaunlichen Zufall“ – so überliefert Sueton (Claud. 10) – sei Claudius im Jahr 41 n. Chr. [3] an die Regierung gekommen [4]. Behaftet mit unübersehbaren Mängeln und ohne jegliche Vorbereitung auf die Herrschaft war der zu diesem Zeitpunkt 51jährige Mann von Anfang an aufs äußerste darauf bedacht, sich die für einen Princeps so dringend benötigte auctoritas bei seinen Zeitgenossen zu verschaffen. Der enorme, auf den Schultern des neuen Princeps lastende Legitimationsdruck wurde durch das Bemühen um die familiäre Integration des claudischen Familienzweiges noch erheblich gesteigert. Als Konsequenz bemühte sich der neue Kaiser um einen geeigneten Mittelweg, der einerseits die Rückbesinnung auf augusteische Normen und Werte, andererseits die auf Zukunft angelegte Etablierung seiner Familie berücksichtigte. Zu diesem Zweck bediente sich Claudius eines umfassenden Familienprogramms, in dem die Familienmitglieder zu wichtigen und für die Propagierung eines von Stabilität und Wohlstand gezeichneten Principats unverzichtbaren Machtinstrumenten avancierten.

Vor allem den Frauen kam innerhalb dieser Prinzipatsideologie größte Bedeutung zu. Die öffentliche Herausstellung bereits verstorbener weiblicher Verwandter (Livia, Agrippina maior und Antonia minor) war unabdingbar, um unter der Darbietung höchster pietas die unmittelbare Verbindung zu Augustus und dessen Herrschertradition herstellen zu können. Die den Ehefrauen (Valeria Messalina und Agrippina minor) und Kindern (Claudia Antonia und Claudia Octavia) zukommenden Ehrungen oblagen dagegen der vordergründigen Intention, dem römischen Volk eine gesicherte Zukunft des Imperiums zu suggerieren. Als Ausdruck dieser Bestrebungen kann der Münzprägung [5] ein unerläßlicher Wert beigemessen werden, da maßgeblich durch sie das kaiserliche Repräsentationsprogramm nach außen getragen werden und reichsweite Verbreitung finden sollte. Die Münzen legen somit ein unwiderrufliches Zeugnis für die von Claudius versuchte Verwirklichung einer inszenierten Familien- und Principatsideologie ab, die es ihm ermöglichen sollte, sich als geeigneter Regent zu legitimieren. Zugleich ist das numismatische Material aber auch Beweis für die den Frauen im römischen Staatsgefüge stetig zukommende Machtfülle, die Claudius zuletzt sogar das Leben kosten sollte.

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2. Verstorbene Verwandte – Tradition als Legitimationsbasis


2.1. Livia – Ehrungen für die Vergöttlichte Grossmutter

Unmittelbar bei Herrschaftsbeginn lässt Claudius Dupondien prägen, die auf dem Obvers das mit Strahlenkrone geschmückte Haupt des Augustus zeigen, während das sitzende Abbild der mit Ähren und Fackel ausgestatteten Livia den Revers ziert (RIC 101: Münzabbildung 1) [6]. Die beidseitigen Umschriften (Vs: DIVVS AVGVSTVS; Rs: DIVA AVGVSTA) weisen das Kaiserpaar als divinisiert aus, weshalb diese Münze in den Kontext von Livias Konsekration eingebettet werden muss. Anlässlich ihrer Apothese im Jahr 42 [7] ließ Claudius die erwähnten Dupondien prägen, die Livia angesichts der ihr beigegebenen Accessoires als Fruchtbarkeitsgöttin erscheinen lassen. In einem weiter gefassten Zusammenhang avanciert Livia, ausgewiesen als perfekte matrona, zur Garantin für ein fortwährendes Wohlergehen des römischen Imperiums und seiner Bürger - ein wichtiger Aspekt zur Festigung von Claudius’ Herrschaft und dem noch jungen Principat. Eine enger gefasste Sichtweise lässt die Vermutung zu, Claudius habe mit der Herausstellung seiner Großmutter vor allem seine eigene Stellung als ihr Enkel und damit insbesondere den claudischen Familienstamm [8] durch göttlichen Ursprung zu untermauern versucht.



   

RIC 513
Münzabbildung 1: RIC 101
   
Münzabbildung 2: RPC I 1030


Aus den Provinzen [9] liegt lediglich eine Emission vor, die sich zweifelsfrei in die Regierungszeit des Claudius datieren lässt [10]. Aus Kreta stammend bekundet dieser Münzfund (RPC I 1030: Münzabbildung 2) die Verwandtschaftsbeziehung von Enkel und Großmutter: Die Obversgestaltung zeigt das ungeschmückte Bildnis des regierenden Kaisers Claudius (TI KLAUDIOS KAISAR GERMA SEBA), der Revers liefert ein mit Diadem drapiertes Haupt der Livia (QEA SEBASTA). Gerade dieses kretische Münzexemplar erscheint außerordentlich bemerkenswert, da es auf eindrucksvolle Weise dokumentiert, wie es Claudius gelang, das Bild seiner göttlichen Abstammung in die entfernten Provinzen zu transportieren.

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2.2. Agrippina maior – Ehrungen für die Schwägerin/ Schwiegermutter

Die Ehrung, die Caligula seiner Mutter Agrippina maior durch die verschiedenen Münzprägungen zuteil werden ließ, brach auch unter Claudius nicht ab. In abgewandelter Form griff dieser zu einem späten Zeitpunkt seiner Regierung [11] den früheren Bildnistyp des Carpentum-Sesterzes (vgl. RIC 55) wieder auf. Agrippinas Portrait auf dem Obvers scheint auf den ersten Blick jenem Darstellungstypus unter Caligula zu entsprechen, erweist sich jedoch bei näherer Betrachtung als leicht modifiziert. So tritt uns Agrippina auf den Münzen des Claudius (RIC 102: Münzabbildung 3) durch eingefallene Wange und Tränensack unter dem Auge auffallend gealtert, also durchaus realitätsnah gegenüber [12].


Münzabbildung 3: RIC 102


Die Popularität Agrippinas ausnutzend oblag die Herausgabe dieser Münze einer stark dynastischen Intention. Die enge Verwandtschaft Agrippina maiors zum Dynastiegründer Augustus [13] sowie ihre Heirat mit Claudius’ berühmtem Bruder Germanicus [14] ließen sie zu einem bedeutendem Bindeglied zwischen der iulischen und claudischen Familie avancieren. Die aufgezeigte Konstellation erlaubte es Claudius, die notwendige Begründung für seinen Regierungsanspruch zu liefern, den er mit Hilfe der Münzen ostentativ nach außen zu tragen versuchte. Die Doppelbotschaft war unmissverständlich: Wie bereits für Livia konstatiert, ging es Claudius auch bei der Hervorhebung der Agrippina maior einerseits um die direkte Zurückführung der eigenen Regierungstätigkeit auf die Herrschaftstradition des ersten Princeps, andererseits um die abermalige Herstellung und Festigung der iulischen Verbindung zum claudischen Familienzweig. Gleichsam muss in der demonstrativen Hinwendung zu seiner Schwägerin auch eine bewusste Distanzierung von der Herrschaft des Tiberius gesehen werden, unter dessen Regierung Agrippina maior der damnatio memoriae verfallen war.

Dieser Ausdeutung folgend bleibt jedoch eine letzte Frage bestehen: Warum emittiert Claudius den Münztyp zu Ehren Agrippina maiors erst ab dem Jahr 52? Der Blick auf den historischen Kontext lässt folgende Vermutung plausibel erscheinen: Nicht Claudius, sondern seine vierte Ehefrau Agrippina minor [15] war maßgeblich - wenn auch nur im Hintergrund – für die Herausgabe der Agrippina maior – Gedenkmünzen verantwortlich, mit deren Hilfe sie auf ihre vornehme Abstammung aufmerksam machen wollte [16]. Auch wenn sie rechtlich nichts mit der Prägung zu tun hatte, wäre hier ein eindeutiges Indiz für ihre in der historiographischen Überlieferung [17] immer wieder betonten politischen Ambitionen gegebenen. Gleichzeitig würde sich die von den antiken Historikern psychologisierende Ausdeutung von Claudius’ Herrschergestalt bestätigen, wonach der Kaiser als ein von Frauen und Freigelassenen dominierter Mann galt. Auch wenn Claudius, wie bereits aufgezeigt, bedeutende Vorzüge aus der Hervorhebung der Agrippina maior erwuchsen, wäre er gemäß der letztgenannten Deutung nur Handlanger von Agrippina minors Willem, was in letztendlicher Konsequenz die genannten Vorteile nur wieder ins Gegenteil verkehren würde.

Provinzialprägungen, die sich in die Regierungszeit des Claudius einordnen lassen und eine zweifellose Zuordnung zu Agrippina maior erlauben, sind nicht belegt. Vielmehr wird bei entsprechenden Münzfunden auf die Abbildung ihrer Tochter, Agrippina minor, geschlossen, weswegen diese Beispiele an entsprechender Stelle erwähnt werden sollen [18].

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2.3. Antonia Minor – Ehrungen für die Kaisermutter

Antonia minor wurde am 31. Januar vermutlich im Jahr 36 v. Chr. [19] als jüngste Tochter des Triumvirn Marcus Antonius und der Schwester des Augustus, Octavia minor, geboren. Etwa 16. v. Chr. heiratete sie Nero Claudius Drusus d. Älteren, den Sohn der Livia aus ihrer ersten Ehe mit Tiberius Claudius Nero und damit Stiefsohn des Augustus und jüngerer Bruder des nachmaligen Kaisers Tiberius. Drei Kinder gingen aus ihrer Ehe mit Drusus hervor: Germanicus, (Claudia) Livia Iulia (= Livilla) und Claudius. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 9 v. Chr. blieb Antonia unverheiratet. Noch zu Lebzeiten wurden ihr ansehnliche Ehren bereitet. Neben der Ausstattung mit den Vorrechten einer Vestalin bestimmte sie ihr Enkel, Kaiser Caligula, 37 zur sacerdos divi Augusti; gleichwohl erhob er sie zur Augusta [20]. Auch unter der Regierung ihres Sohnes Claudius brach die Reihe an Ehrungen nicht ab: Auf seine Veranlassung hin wurde ab dem Jahr 41 Antonias Bild auf einem carpentum im Zirkus mitgeführt (Suet. Claud. 11,2). Neben kultischer Verehrung wurden ihr weitere ehrenbekundende Maßnahmen, wie die Setzung zahlreicher Bildnisse als auch die Einrichtung jährlicher Zirkusspiele an ihrem Geburtstag, zuteil (Cass. Dio 60,5,1). Den Regierungsantritt ihres Sohnes nicht mehr miterlebend starb Antonia minor am 1. Mai 37. Sie wurde im Grabmal der Antonier oder der Oktavier beigesetzt [21].

a. Das Römisch-kaiserliche Prägeprogramm

Während Antonia minor unter Caligula lediglich auf Provinzialprägungen erscheint, tritt sie uns unter der Regierung des Claudius das erste Mal auch auf stadtrömischen Reichsmünzen entgegen. Für die römisch-kaiserliche Prägung können insgesamt drei verschiedene Münztypen nachgewiesen werden: Es liegen zwei Münzserien auf Aurei und Denari vor, die aufgrund ihrer Reversgestaltung einmal als ‚Constantiae-Typ’ (RIC 65/66: Münzabbildung 4), im anderen Fall als ‚Sacerdos-Typ’ (RIC 67/68: Münzabbildung 5) bezeichnet werden. Die Obversgestaltung beider Typen scheint auf den ersten Blick bei der gleichbleibenden Titulatur ANTONIA AVGVSTA auch eine gleichaussehende Antoniabüste abzubilden, welche die Kaisermutter mit Ährenkranz geschmücktem Haupt und typischer Schlaufenfrisur [22] als personifizierte Ceres zeigt. Eine genauere Betrachtung fördert in der Gesamtgestaltung jedoch geringe, aber durchaus interessante Abweichungen zutage [23].


    RIC 513
Münzabbildung 4: RIC 65
   
Münzabbildung 5: RIC 68


Als Ergänzung zu der Umschrift CONSTANTIAE AVGVSTI bildet das Reversmotiv des ‚Constantiae-Typs’ eine en face stehende, mit Fackel und Füllhorn ausgestattete Constantia ab. Antonia kommt auf diese Weise die symbolische Verkörperung der Standhaftigkeit und Beständigkeit des römischen Staates zu. Wiederum scheint Claudius darum bemüht, sich und seine Regierung in die legitime Nachfolge der Herrschaft des ersten Princeps zu stellen, um somit auch an dessen geschaffenen und propagierten Wohlstand für das Imperium unmittelbar anknüpfen zu können. Über Antonia, die in diesem Zusammenhang über die ihr innewohnende Position als Kaisermutter eine Emporhebung erfährt, soll die angestrebte Bindung zu Augustus für jedermann sichtbar gemacht werden.
Ein derart gedeutetes Bestreben lässt sich mithilfe des zweiten Münztyps, dessen Revers neben der Umschrift SACERDOS DIVI AVGVSTI zwei lange, durch eine Perlenschnur verbundene Fackeln zeigt, zusätzlich unterstreichen. Claudius nimmt mit dieser Münze postum Bezug auf Antonias Priesterinnenamt, das sie zu Ehren des Augustus ausführte. Erneut gelingt dem Kaiser unter dem Deckmantel höchster pietas, der Rückbezug zum ersten Princeps, was sein Bemühen, Augustus selbst Ehren zu erweisen, abermals hervorhebt.
Ein dritter Münztyp, vorliegend als Dupondius, der auf dem Obvers die Kaisermutter völlig schmuckfrei, dafür aber gleichbleibend als ANTONIA AVGVSTA darstellt, bildet auf dem Revers Kaiser Claudius in seiner Funktion als pontifex maximus ab (RIC 92/104: Münzabbildung 6) [24].


Münzabbildung 6: RIC 104


Die Umschrift TI CLAVDIVS CAESAR AVG PM TR P IMP PP variiert, indem sie zuweilen auch ohne pater patriae-Verweis erscheint [25]. Durch die Verbildlichung der Ausübung des höchsten religiösen Amtes betonte der Kaiser insbesondere seine auctoritas und lieferte so eine wichtige Grundlage für die eigene Herrscherlegitimation.

b. Die Provinzialprägungen

In Alexandria werden innerhalb der Jahre 41-6 vier Münzserien (RPC I 5117/8: Münzabbildung 7, RPC 5133/4, RPC 5147, RPC 5166) emitiert, die auf dem Obvers das mit Lorbeerkranz geschmückte Haupt des Kaisers, auf dem Revers den drapierten Kopf der Antonia zeigen. Die Kaisermutter erscheint hier gleich zu Beginn von Claudius’ Herrschaft, wie auch in Rom, mit dem Augusta-Titel (ΑΝΤΩΝΙΑ ΣΕΒΑΣΤΗ).


Münzabbildung 7: RPC I 5117


Aus anderen Provinzen, die bekanntermaßen eine romunabhängige Münzprägung betrieben, liegt bezüglich Antonia eine Vielzahl an Münzen vor, die zur Regierungszeit ihres Sohnes Claudius geprägt worden sind. Ein großer Teil des numismatischen Befundes stammt aus Thessalonike in Makedonien (RPC I 1581-5, 1587). Antonia tritt auf diesen Münzen variierend mit Nike-, Kranz- und Pferdedarstellungen in Erscheinung. Da die Münzen lediglich die Umschrift ΑΝΤΩΝΙΑ führen, ist ihre Datierung umstritten. Ein singuläres Münzbeispiel aus Koinon (Kreta) liefert für diese Problematik einen Lösungsansatz: Die Münze (RPC I 1031: Münzabbildung 8) bildet auf dem Obvers das Haupt des regierenden Kaisers Claudius mit der entsprechenden Umschrift ΤΙ ΚΛΑΥΔΙΟΣ ΓΕΡΜ ΣΕΒΑΣΤΟΣ ab; auf dem Revers erscheinen die einander zugewandten Büsten seiner Eltern.


Münzabbildung 8: RPC I 1031 (Revers)


Antonia wird auch an dieser Stelle lediglich als ΑΝΤΩΝΙΑ betitelt – ein Anhaltspunkt dafür, dass die oben aufgeführten Beispiele durchaus in die Regierungszeit des Claudius datiert werden können. Das letztgenannte Münzexemplar aus Kreta bietet darüber hinaus in seiner Existenz eine weitere Besonderheit, da es auf prägnante Weise dokumentiert, wie Claudius’ Bemühungen um eine Etablierung des claudischen Familienzweiges als legitimes Herrschergeschlecht augenscheinlich auch in den Provinzen gefruchtet zu haben scheinen.
Dass der Augusta-Titel Antonia minors auch in den Provinzen des Reiches anerkannt wurde, beweisen Münzfunde aus Tomi (Moesia), Ilium und Clazomenae (beide in Kleinasien gelegen). Das Münzbeispiel aus Tomi (RPC I 1833: Münzabbildung 9) präsentiert Antonia in einem Kontext, der ganz und gar ihrer Fruchtbarkeit und damit ihrer Mutter- und Ehefraufunktion geschuldet ist. Die Kaisermutter erscheint auf dem Obvers mit Ährenkranz geschmückt; als Verstärkung der Aussage sind auf dem Revers drei Kornähren sichtbar.


Münzabbildung 9: RPC I 1833


Die Betitelung als ΑΝΤΩΝΙΑ ΣΕΒΑΣΤΗ findet sich auch auf dem Münzbeispiel aus Ilium (RPC I 2315) – hier erscheint Antonia jedoch auf dem Revers, sitzend und eine patera haltend, während Claudius, in toga capite stehend auf dem Obvers abgebildet ist, ein Zepter und ebenso eine patera haltend,. Das letztgenannte Münzbeispiel aus Clazomenae (RPC I 2501) hingegen zeigt auf der Vorderseite eine verhüllte Antonia, die nun als ΘΕΑΝ ΑΝΤΩΝΙΑΝ bezeichnet wird. Ihre Verbindung zu Cybele hebt sie auch an dieser Stelle in der ihr zugedachten Rolle als Gattin und Mutter hervor. Gleiches gilt für eine weitere Münze aus Tomi (RPC I 1832), die Antonia in Verbindung mit Demeter abbildet. Eine vollständige Titulatur ist für dieses Exemplar jedoch nicht vorhanden.
Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass die Darstellung Antonias – während sie in Rom weniger als Mutter, sondern vielmehr als Augustapriesterin und personifizierte Constantia herausgestellt wurde – in der provinzialen Münzprägung weitestgehend einem der Tradition verpflichteten fruchtbarkeitsbezogenen Zusammenhang unterlag. Lediglich das Münzbeispiel aus Ilium mit seinem eindeutigen religiösen Bezug lässt sich nicht in diesen Kontext einordnen [26].

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3. Die Ehefrauen –Eine intakte Familie als Stabilitätsfaktor


3.1 Valeria Messalina - „Eine der grössten Nymphomaninnen der Geschichte“ [27]

Vor seinem Regierungsantritt im Jahr 42 war Claudius bereits seit 39/40 in dritter Ehe mit Valeria Messalina verheiratet (Suet. Claud. 26,2). Als Tochter des Valerius Messalla und der Domitia Lepida konnte die um 20 geborene Messalina ihre Abstammung sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits auf Octavia minor, die Schwester des Augustus, zurückführen. Messalina gebar Claudius zwei Kinder, Claudia Octavia und Britannicus. Auch wenn Messalina den Augusta-Titel nie offiziell führte, [28] erwies man ihr dennoch reichliche Ehren: Nach dem Triumph über Britannien im Jahre 43 verlieh der Senat Messalina den Vorsitz (τὴν προδρίαν) bei den Vestalinnen, sowie das Privileg der Nutzung eines carpentums (Cass. Dio 60,22,2; Suet. Claud. 17,3). Weiterhin wurden ihr zahlreiche Inschriften und Standbilder gesetzt. Diesen Ehrungen widersprechend zeichnet die antike Literatur ein weitestgehend negativ konnotiertes Charakterbild Messalinas, wonach ihre Person von Habsucht, Schwelgerei, Wollust und Grausamkeit geprägt war (vgl. Plin. n. h. 10,172; Cass. Dio 60,18). Des Mordes zahlreicher bedeutender Persönlichkeiten Roms bezichtigt, soll sie in erster Linie die Absicht verfolgt haben, ihre eigene Position sowie die Thronfolge ihres Sohnes nachhaltig zu sichern. Untragbar war ihr Verhalten schließlich, als sie sich anmaßte, ihren Liebhaber C. Silius zeitgleich zu ihrer bestehenden Ehe mit Claudius zu heiraten, um ihm auf diese Weise zur Herrschaft zu verhelfen (Suet. Claud. 26,2;29,3;36). Bevor Claudius ein Urteil fällen konnte, wurde seine Frau im Jahr 48 von kaiserlichen Freigelassenen hingerichtet. Der Senat erließ die damnatio memoriae, tilgte dahingehend Messalinas Namen von den Inschriften und veranlasste die Entfernung ihrer Standbilder (Tac. ann. 11,38,3) [29].

a. Das Römisch-kaiserliche Prägeprogramm

Von Messalina ist keinerlei aus Rom emittiertes Münzmaterial erhalten. Nur für die Provinzen sind numismatische Zeugnisse nachweisbar, die Claudius’ dritte Ehefrau abbilden. Der Grund für das Fehlen jeglicher römisch-kaiserlichen Prägung scheint offenbar dem Umstand der über sie verhängten damnatio memoriae geschuldet, da die antiken Quellen über andere Ehrungen, die Messalina aufgrund ihres Kaiserinnenstatus zuteil wurden, durchaus Auskunft geben. Es wäre daher möglich, davon auszugehen, dass Münzen von Messalina auch in Rom existierten, diese aber im Zuge der Löschung aller an sie erinnernden Objekte verloren gingen.
Eine gänzlich andere Interpretation lässt die Annahme zu, Claudius habe es bewusst verhindert, seine dritte Gattin auf Münzen abzubilden, um – der Tradition des Augustus verpflichtet – einer Frau nicht zu viel Macht im öffentlichen Staatsgefüge zuzubilligen. Dies würde sich auch mit der Tatsache decken, dass Claudius ebenso konsequent darauf verzichtet, seine Töchter, Antonia und Octavia, in Rom auf Münzen abbilden zu lassen.

b. Die Provinzialprägungen

Aus Alexandria liegen insgesamt sechs Münzserien vor, die sich auf die Jahre 41 bis 46 erstrecken (RPC I 5113/14, 5131/32, 5145, 5162/64: Münzabbildung 10). Von leichten Divergenzen abgesehen [30], lässt sich das Bildprogramm als durchgehend konstant beschreiben: Der Kaiser erscheint auf der Vorderseite (ΤΙ ΚΛΑVΔΙ ΚΑΙΣ ΣΕΒΑ ΓΕΡΜΑΝΙ ΑVΤΟΚ[Ρ]), auf der Rückseite wird Messalina (ΜΕΣΣΑΛΝΑ ΚΑΙΣ ΣΕΒΑΣ) abgebildet - verschleiert in Gestalt der Demeter nach links stehend, ein Ährenbündel in der auf einer Säule ruhenden Linken, auf ihrer vorgestreckten rechten Hand zwei Figuren. In der Forschung werden die kleinen Gestalten gemeinhin als Messalinas Kinder, Britannicus und Octavia, anerkannt [31]. Schließt man sich dieser Deutung an, lassen diese Münzen, indem sie die Vereinigung des Kaisers mit seiner Gattin und ihren beiden Kindern zeigen, eine gewünscht inszenierte Familienpräsentation erkennen.


Münzabbildung 10: RPC I 5164


Claudius hat demnach die Münzen zweckentsprechend als Propagierung einer mustergültigen Kaiserfamilie emittiert. Wenn damit die Intention verknüpft gewesen sein sollte, dem Bild vom unfähigen und frauendominierten Regenten entgegenzuwirken, erscheint es mehr als kurios, dass Messalina in Alexandria der Titel einer ΣΕΒΑΣΤΗ auf den Münzen zugebilligt wurde, obwohl ihr doch der Augusta-Titel nie offiziell verliehen worden war. Die außerordentliche Brisanz dieses Befundes ergibt sich aus der Tatsache, dass Claudius hier, im Unterschied zu den anderen Provinzen, den Münzherrn selbst verkörperte und damit frei über das Bildprogramm der Münzen entscheiden konnte.
Auch in den übrigen Provinzen wurde Messalina auf den Münzen als MESSALINA AVGVSTA (RPC I 2130, 3627) bzw. ΜΕΣΣΑΛΙΝΑ ΣΕΒΑΣΤΗ (RPC I 2033/4, 2038: Münzabbildung 11, 2074, 2430) geehrt.


    RIC 513
Münzabbildung 11: RPC I 2038
   
Münzabbildung 12: RPC I 2654


Anders als in Alexandria waren hier jedoch die provinzialen Machthaber für die Gestaltung ihrer Prägungen selbst verantwortlich, ein Hinweis darauf, wie sehr die Provinzen in ihrer Münzprägung einer Eigendynamik unterlagen und – ganz einer hellenistischen Tradition verpflichtet – nicht zwingend von den Ereignissen in Rom eingenommen waren. Für die Feststellung, dass Messalina in den Provinzen trotz der ihr zugeschriebenen Eskapaden ganz traditionsgemäß als Kaiserfrau und –mutter anerkannt und verehrt wurde, spricht neben der Titulatur auch die übrige Münzgestaltung. Auf Prägungen, die Messalina allein auf dem Obvers abbilden, erscheint sie ausgestattet mit diversen Fruchtbarkeitssymbolen (Ähren, Mohnkapseln), die ihre Gebärfähigkeit illustrieren und damit der Hervorhebung ihrer Mutterrolle dienen. Die Reversmotive scheinen in einem mehr lokalen kulturellen Kontext zu stehen: abgebildet werden Zeus (RPC I 2430), Apollon mit Lorbeerkranz (RPC I 2074) sowie ein zweistöckiges, von einer Arkade überragtes Portal (RPC I 2038) bzw. eine zweistöckige Gebäudefront mit spitz zulaufendem Dach (RPC I 2033/4). Das erste Münzbeispiel ausgenommen, stammen alle weiteren Funde aus Nikomedeia und Nikaia; hier wurde Messalina als Hera geehrt, was anhand der fortgesetzten Legende ΝΕΑ ΗPΑ ersichtlich ist. Auf anderen numismatischen Funden erscheint Messalina gemeinsam mit ihrem Ehegatten Claudius dabei auffälligerweise nicht im Staffelportrait, sondern entweder auf Ob- und Revers getrennt (RPC I 1001/2, 1032, 2130) oder einander zugewandt (RPC I 2654: Münzabbildung 12).

Ferner wird auf weiteren Exemplaren auch der Kindersegen des Kaiserpaares thematisiert (RPC I 2654: Britannicus, 3627: alle drei Kinder): Dabei verdient die Prägung aus Caesarea (RPC I 3627: Münzabbildung 13) aufgrund ihrer frappierenden Ähnlichkeit zu der von Caligula für seine Schwestern emittierten Münze (vgl. RIC 33) besondere Aufmerksamkeit. Messalina erscheint an dieser Stelle auf dem Obvers, während ihre beiden leiblichen Kinder sowie auch Antonia, Claudius’ zweite Tochter, mit eindeutiger Namenszuweisung auf dem Revers zu sehen sind.


    RIC 513
Münzabbildung 13: RPC I 3627


Bemerkenswert ist außerdem die Feststellung, dass Messalina sogar mit Antonia, der verstorbenen Kaisermutter, abgebildet wird (RPC I 3657: Münzabbildung 14). Bezüglich dieses letztgenannten Münzexemplars geht Trillmich von der Annahme aus, dass „die Mutter der Kaiserkinder Britannicus und Octavia, hier in der Nachfolge der Mutter des Kaisers selber – die Rolle einer neuen ‚Stammmutter’ des claudischen Hauses angewiesen [bekäme]“ [32].


Münzabbildung 14: RPC 3657


Auf den provinzialen Abbildungen erscheint Messalina mit variierendem Frisurentyp (Nodusfrisur: vgl. RPC I 1032; Schlaufenfrisur: vgl. RPC I 3627). Wie sehr dieses Abbild jedoch der Wirklichkeit entsprach, kann aufgrund der fehlenden römischen Vergleichsobjekte nur gemutmaßt werden.

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3.2. Agrippina minor – „Streng und gleichsam männlich war die Knechtschaft“ [33]

Iulia Agrippina minor wurde am 6. November 15 oder 16 als wahrscheinlich älteste Tochter des Germanicus und der Agrippina maior im damaligen Oppidum Ubiorum – die Stadt, die im Jahr 50 auf ihr Betreiben in Colonia Agrippensis (heutiges Köln) umbenannt wurde – geboren (Suet. Cal. 7). Wie auch ihre Schwestern, Livilla und Drusilla, genoss sie bereits während der Regierungszeit ihres Bruders Caligula, mit dem auch sie in sexuellem Verkehr gestanden haben soll, zahlreiche Ehren. Wegen angeblicher Mittäterschaft bei einer Verschwörung gegen den Princeps wurde sie jedoch 39 aus Rom verbannt, 2 Jahre später allerdings von ihrem zwischenzeitlich zum Princeps erhobenen Onkel Claudius zurückgerufen, dessen vierte Ehefrau sie 49 wurde. Agrippinas Stellung am Hofe war außerdem glänzend und hervorgehoben. So wurde sie bereits ein Jahr später, als erste römische Kaiserin [34], noch zu ihren Lebzeiten mit dem Augusta-Titel geehrt (Tac. ann. 12,26,1). Neben der Errichtung zahlreicher Standbilder erhielt sie außerdem die Ehre eines carpentum (Tac. ann. 12,42,1f.). Von Beginn an ihrer Ehe soll Agrippina skrupellos und ehrgeizig danach gestrebt haben, für sich und ihren Sohn, den aus erster Ehe mit Domitius Ahenobarbus stammenden späteren Kaiser Nero [35], die Herrschaft zu sichern. Ihre diesbezüglichen Bestrebungen reichten soweit, dass sie nicht davor zurückschreckte, ihren Gemahl, den Kaiser, zu ermorden: Am 13. Oktober 54 entledigte sie sich des Claudius mittels eines Giftanschlags (Tac. ann. 12,66f.; Suet. Claud. 44,2).

Unter der Regierung des neuen Princeps, ihres Sohnes Nero, wurde ihr die Bezeichnung einer mater Augusti zugebilligt. Als jedoch erhöhte Machtambitionen zu immer größeren Zerwürfnissen und Spannungen zwischen Mutter und Sohn führten, brach die Serie an Ehrungen jäh ab. Dieser Konflikt gipfelte letztendlich in der durch Nero angeordneten Ermordung Agrippinas zwischen dem 19. und 23. März 59. Bestattet wurde Agrippina an der Straße nach Misenum bei einer Villa Caesars. Sie verfiel der damnatio memoriae (Tac. ann. 14,1-13) [36].


a. Das Römisch-kaiserliche Prägeprogramm

Die römisch-kaiserliche Münzprägung zu Ehren Agrippina minors ist bezüglich ihrer Münzgestaltung anstatt eines tradierten Bildprogramms im besonderem Maße durch bahnbrechende Neuerungen gekennzeichnet, deren machtpolitische Brisanz der römischen Öffentlichkeit nicht verborgen bleiben konnte. Ein entscheidendes Novum stellt die Abbildung der lebenden Agrippina zusammen mit ihrem Ehegatten auf Gold- und Silbermünzen dar, die Claudius während der Jahre 50 und 54 emittierte (RIC 80/81: Münzabbildung 15) [37].


Münzabbildung 15: RIC 80


Agrippina ist somit die erste Augusta, deren Portrait sich bereits zu ihren Lebzeiten zusammen mit dem des regierenden Kaisers auf Münzen wiederfindet. Claudius (TI CLAVD CAESAR AVG GERM PM TRIB POT PP), mit Lorbeerkranz ausgestattet, erscheint auf dem Obvers. Seine Gattin Agrippina, genannt im Dativ (AGRIPPINAE AVGVSTAE), wird auf dem Revers wahrscheinlich in Angleichung an die Göttin Ceres mit einem Ährenkranz geschmückt abgebildet [38].
Daneben lässt sich das ungeschmückte Abbild Agrippinas auch allein und mit eindeutiger Namenszuweisung im Nominativ (AGRIPPINA AVG GERMANICI F CAESARIS AVG) auf dem Obvers einer Kupfermünze nachweisen, ohne dass der Princeps in der Legende oder in abgebildeter Gestalt Erwähnung findet (RIC 103: Münzabbildung 16). Mit dem auf dem Revers dargestellten Maultierwagen erinnert diese Münze an frühere, unter Tiberius (vgl. RIC 50) und Caligula (vgl. RIC 55) emittierte Gedenkmünzen für verstorbene Kaiserfrauen, in diesem Zusammenhang muss das Exemplar jedoch als illustrative Bezugnahme auf das an Agrippina im Jahr 51 verliehene Privileg der carpentum-Nutzung verstanden werden. Auch diese Münze offenbart aufgrund ihres Bildprogramms einen außerordentlichen Fortschritt in der römischen Reichsprägung: Erstmalig wird der Kopf einer lebenden Frau ohne Erwähnung des Kaisers auf einer Münze abgebildet.


    RIC 513
Münzabbildung 16: RIC 103
   
Münzabbildung 17: RIC 75


Es existieren weitere Silbermünzen [39], die Agrippina (AGRIPPINAE - AVGVSTAE) zusammen mit ihrem Sohn Nero (NERO CLAVD CAES DRVSVS GERM PRINC IVVENT) vor dessen Regierungsantritt zeigen. Erneut erscheint die Kaiserfrau drapiert mit einem Ährenkranz – eine Beigabe, die ihre Mutterrolle, verbindend zur prinzipiellen Bildaussage, zusätzlich unterstreicht (RIC 75/??: Münzabbildung 17). Als gänzliche Novität ist an dieser Stelle die Darstellung des adoptierten Sohnes als designierter Herrscher zusammen mit seiner Mutter noch zu Lebzeiten des Kaisers auf Edelmetall zu sehen, während Claudius selbst wiederum in keinerlei Weise Berücksichtigung findet.
Die öffentliche Wirkung der genannten Münzbeispiele wird angesichts der provokanten Neuerungen außerordentlich groß gewesen sein, mussten die Zeugnisse jedermann doch nur allzu deutlich vor Augen führen, wie viel Machtspielraum einer Kaiserfrau im Staatsgefüge zu diesem Zeitpunkt bereits zugebilligt wurde. Auch den Zeitgenossen wird sich die Frage aufgedrängt haben, ob und inwiefern es Agrippina kraft ihres Einflusses gelang, das Münzprogramm im Hintergrund aktiv mitzugestalten bzw. so zu bestimmen, dass es ihrer eigenen Stellung und der ihres Sohnes zu einer fortwährenden Emporhebung gereichte.

b. Die Provinzialprägungen

Auf den alexandrinischen Münzen erscheint Agrippina bezeichnenderweise nicht mit Claudius, sondern als ΑΓΡΙΠΠΙΝΑ CΕΒΑCΤΗ (RPC I 5188, 5190, 5194, 5196, 5199) bzw. ΑΓΡΙΠ CΕΒΑC (RPC I 5192) betitelt, stets allein und mit Ährenkranz geschmückt auf dem Obvers. Bei gleichbleibender Obversgestaltung ist das Bildprogramm des Revers durch unterschiedliche Abbildungen gekennzeichnet: Ein erster Münztyp - in zwei Serien vorliegend, emittiert in den Jahren 51-3 (RPC I 5188: Münzabbildung 18, 5194) – zeigt auf der Rückseite Euthenia, Göttin des Wohlstands und Reichtums, ebenfalls mit einem Ährenkranz auf dem Haupt und zusätzlichen Ähren in der Hand versehen.


    RIC 513
Münzabbildung 18: RPC I 5188
   
Münzabbildung 19: RPC I 5192


Es existiert ein weiterer, in drei Serien herausgegebener Münztyp aus den Jahren 51-4 (RPC I 5190, 5196, 5199), der auf dem Revers einen modius [40] zwischen zwei Fackeln darstellt. Ein letzter Münztyp aus dem Jahr 51/2 (RPC 5192: Münzabbildung 19) bildet auf dem Revers zwei Kornähren und Mohnkapseln ab.
Das beschriebene numismatische Material kann aufgrund der Reversmotivwahl als Verkündung einer dauerhaften Stabilität des Imperiums bezüglich seines Wohlstandes und seiner Prosperität betrachtet werden. Markant ist die Anlehnung an das römisch-kaiserliche Prägeprogramm, wonach Agrippina auch in Alexandria ohne Erscheinung des Kaisers abgebildet wurde. Über den Rahmen eines tradierten, im weitesten Sinne allgemeinen Fruchtbarkeitskontextes hinaus, der Agrippina als Mutter und Ehefrau ehrt, fungieren die Münzen vorwiegend als Spiegel einer deutlich zunehmenden machtpoltischen Einflussnahme der Kaiserin, die auch über die stadtrömischen Grenzen hinaus ihre Wirkung nicht verfehlt haben dürfte.


Münzabbildung 20: RPC I 2624


Aus den anderen Provinzen liegt ein breites Spektrum an Prägungen für Agrippina vor, die bereits aufgrund ihres nie zuvor dagewesenen quantitativen Ausmaßes eine Exklusivität darstellen. Auf einem großen Teil der Münzen wird Agrippina zusammen mit ihrem Ehemann Claudius abgebildet. Variierend wird das Kaiserpaar mal getrennt auf Obvers (Claudius) und Revers (Agrippina) (RPC I 1017, 1034-6, 1183, 1924/5, 2100/01, 2134, 2223, 2380, 3580, 3542, 4859), auf anderen Münzen gemeinsam auf dem Obvers, sich einander anschauend (RPC I 2322, 2620) oder gemäß hellenistischer Tradition in Form eines Staffelportraits (RPC I 2224, 2461, 2621-4: Münzabbildung 20, 2665) dargestellt. Zudem erscheint Agrippina minor auf in Syrien und Achaea geprägten Münzen auch mit anderen Familienmitgliedern. So tritt sie als Mutter des Nero in Antiochia (RPC I 4170), als Mutter des Britannicus und des Nero in Korinth (RPC I 1183/4) sowie als Schwiegermutter der Octavia in Paneas (RPC I 4845: Münzabbildung 21) in Erscheinung.


Münzabbildung 21: RPC I 4845


Vorherrschend wird Agrippina jedoch allein, also ohne Verweis auf den Kaiser, auf dem Obvers dargestellt. Die Reversgestaltung dieser Münzen ist auffallend mannigfaltig: Die Kaiserin tritt auf diesen Münzexemplaren in Verbindung mit verschiedenen Gottheiten auf (Artemis: RPC I 1788, 2541, 3064; Cybele: RPC I 3101: Münzabbildung 22, 3221; Persephone: 3102/3; Nike: RPC I 1604, 2154; Athene: RPC I 2499; Zeus: RPC I 1017), die maßgeblich ihre Fruchtbarkeit betonen und sie damit ganz traditionell im Rahmen ihrer Mutter- und Ehefraufunktion ehren.


Münzabbildung 22: RPC I 3103


Daneben wird Agrippina zusammen mit diversen anderen Motiven (Pferd: RPC I 1605/6/6A; Tempel: RPC I 1835; Kranz: RPC I 2803; tripod: RPC I 3246) abgebildet. Die Betitelung erfolgt abwechselnd als AGRIPPINA AVGVSTA (vgl. RPC I 2223), (AΓΠΠΙΝΑ) ΣΕΒΑΣΤΗ (vgl. RPC I 1605), ΘΕΑN AΓΡΙΠΠEΙΝΑΝ (vgl. RPC I 2499) sowie AGRIPPINAE AVGVSTAE (vgl. RPC I 2134).

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4. Ehrungen für die Töchter – Antonia & Octavia



Claudia Antonia, wahrscheinlich um das Jahr 27/29 [41] geboren, war die zweite Tochter [42] des Claudius aus dessen Verbindung mit Aelia Paetina. Nach zwei gescheiterten Ehen – ihr erster Mann wurde im Jahr 47 hingerichtet, ihr folgender Ehegatte, dem sie zwischen den Jahren 48 und 54, also noch zu Lebzeiten des Claudius, einen Sohn gebar (Suet. Claud. 12,1), der allerdings bald nach der Geburt starb, wurde 58 von Nero ermordet (Tac. ann. 14,57,4) – verweigerte sie eine eheliche Verbindung mit Nero. Auf seinen Befehl hin wurde Antonia zwischen 65 und 68 unter Beschuldigung der Teilnahme an der Verschwörung des Piso getötet (Suet. Nero 35,4). Explizite Ehrungen sind nicht erhalten. Es wird lediglich von einigen Statuen ausgegangen, die in offiziellen Kaisergruppen gestanden haben sollen [43].
Claudia Octavia, Claudius’ Tochter aus dessen dritter Ehe mit Valeria Messalina, dürfte etwa 39/40 [44] geboren worden sein. Auf die gelöste Verlobung mit L. Iunius Silanus (48) folgte bereits ein Jahr später – wahrscheinlich dem engagierten Bemühen Agrippina minors geschuldet – die Neuverlobung mit Nero [45]. Auch wenn die 53 vollzogene Eheschließung bereits von Anfang an negativ konnotiert scheint, bedachte der Princeps seine Gemahlin dennoch mit den einer Kaiserfrau zukommenden Ehren, den Augustatitel hat Octavia allerdings nie offiziell geführt. Einem ersten Versuch Neros, sich seiner Frau zu entledigen – er hatte sich zwischenzeitlich einer Freigelassenen und dann der Poppaea Sabina zugewandt – folgte wenig später das offizielle Scheidungsschreiben und die endgültige Verbannung auf die Insel Pandateria, wo Octavia am 9. Juni 62 auf Veranlassung Neros ermordet wurde [46].


a. Das Römisch-kaiserliche Prägeprogramm

Von den Töchtern des Claudius existiert markanterweise keinerlei stadtrömisches Prägungsmaterial. Gesicherte Bildnisse der Antonia und Octavia lassen sich lediglich auf Provinzialprägungen wiederfinden. Die Feststellung eines gänzlichen Fehlens römisch-kaiserlicher Prägungen zu Ehren der Kaisertöchter mutet etwas sonderbar an, wenn davon ausgegangen werden kann, dass es Claudius bei seiner Familienpräsentation insbesondere darauf ankommen musste, dem römischen Volk die Dauerhaftigkeit und Prosperität des Imperiums mithilfe einer wohl gestalteten Nachfolgepolitik zu suggerieren. Er, der so bemüht darum war, Stabilität nach außen zu demonstrieren, verzichtete darauf, seine Töchter in diesen Mutter- und Ehefrauenkontext miteinzubeziehen. Die Vermutung liegt nahe, dass Claudius auch an dieser Stelle – wie bereits für Messalina festgestellt – bewusst auf eine Hervorhebung seiner Kinder verzichtete, um den Ansprüchen des Augustus bezüglich einer öffentlichen Frauendarstellung gerecht zu bleiben oder um das warnende Beispiel der Messalina nicht nochmals zu provozieren.

b. Die Provinzialprägungen

Die Töchter des Claudius treten auf den Münzprägungen der Provinzen fast ausnahmslos gemeinsam auf dem Revers, niemals hingegen auf dem Obvers in Erscheinung. Unterschiedlich angeordnet werden ihre Büsten einmal im Staffelportrait (RPC I 1033), ein anderes Mal einander zugewandt abgebildet (RPC I 2248). Auf einem weiteren Münzexemplar aus Kappadokien (RPC I 3656: Münzabbildung 23) erscheinen Octavia und Antonia ganzkörperlich stehend, wobei beide sich die Hand reichen und jeweils ein Füllhorn halten. Der Obvers wird bei diesen Beispielen entweder durch ein Portrait des regierenden Kaisers Claudius oder seines Sohnes Britannicus ausgefüllt.

Münzabbildung 23: RPC I 3656

Weiterhin existieren vereinzelt Funde, die auf ihrem Revers alle drei Kinder des Claudius vereint zeigen. Zwei diesbezügliche Münzbeispiele aus Patrae (RPC I 1255) und Ägypten [47], bilden auf der Rückseite die Köpfe der drei Geschwister ab, wobei die Häupter der Octavia und Antonia über zwei gekreuzten Füllhörnern an den Seiten angeordnet sind, während sich die drapierte Büste des Britannicus in der Mitte befindet [48]. Wiederum erscheint auf dem Obvers des genannten Münzmaterials die Büste des Claudius.
Gegensätzlich zu Antonia, die auf den Provinzialprägungen niemals allein, sondern stets zusammen mit ihren Geschwistern in Erscheinung tritt, taucht ihre Schwester Octavia auf einem numismatischen Einzelstück (RPC I 4845) [49] auch allein auf vor einem brennenden Altar stehend, eine patera haltend. Agrippina minor, die auf der Vorderseite abgebildet ist, sitzt auf einem Thronsessel, währenddessen sie ein Füllhorn hält.
Die Antonia und Octavia auf einem großen Teil der vorgefundenen Münzexemplare (RPC I 1255: Münzabbildung 24, 3627, 3656, 4842) beigegebenen Füllhörner lassen die Töchter als personifizierte Fortuna bzw. Tyche erscheinen. Die darin zu vermutende Aussage besteht allem Anschein nach in der Betonung des Glücks des Kaiserhauses, das als Garant für das Glück des gesamten Reiches herhalten sollte.

Münzabbildung 24: RPC I 1255

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5. Schlussbetrachtung



Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass die Prägepolitik des Kaisers Claudius das zentrale Medium eines gezielt angelegten Familienprogramms darstellte, mit dem der neue Princeps die ihn umgebenden Frauen geschickt in der Öffentlichkeit zu präsentieren gedachte. Die starke Herausstellung der Livia, Agrippina maior und Antonia minor war Teil der Hervorhebung der iulisch-claudischen Familie, derer sich Claudius zu Beginn seiner unsicheren Herrschaft als Legitimationsbasis bediente. Seine Kaiserwürde erschien vor dem Hintergrund der Bedeutung und Vergangenheit der Familie nicht als zufällige Augenblicksentscheidung in den Wirren nach dem Tode Caligulas, sondern als fast logisch und vorherbestimmt. Indem er auf seine Familie und deren Herrschaftstradition verwies, versuchte er, seine eigene Regierung in ein positives Licht zu rücken, um auf diese Weise von der fehlenden virtus und auctoritas abzulenken. Die Darstellung seiner Ehefrauen Valeria Messalina und Agrippina minor sowie die seiner Kinder, Claudia Antonia und Claudia Octavia, in der kaiserlich römischen und der Provinzialprägung diente dazu, das Bild von einer fruchtbaren Familie und damit gleichsam von einer gesicherten Nachfolge nach außen zu transportieren, um somit eine Übertragung auf die eigene von Stabilität und Kontinuität gekennzeichnete Regierung herbeizuführen.
Als Ergebnis dieser Bemühungen kam es unter Claudius zu einem gewaltigen Fortschritt des Frauenbildnisrechtes. Zum ersten Mal erschien die Kaiserfrau gemeinsam mit der Büste des Ehegatten bereits zu ihren Lebzeiten auf stadtrömischen Prägungen. Darüber hinaus wurde der Kopf einer lebenden Frau ohne Erwähnung des Princeps auf Münzen abgebildet. Schließlich lässt sich in Vereinigung mit dem Kronprinzen Nero das Portrait der Kaiserin auch auf Edelmetall wiederfinden. Eine derart starke Herausstellung, die fast schon an Provokation grenzen musste, konnte von Claudius in diesem Umfang nicht intendiert gewesen sein. Dies wird anhand des Beispiels Messalinas und seiner Kinder, die aufgrund fehlender politischer Ambitionen augenscheinlich nie auf römisch-kaiserlichen Prägungen abgebildet worden sind, sichtbar.

Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass das auf Claudius angewandte Bild vom frauendominierten Herrscher zwar keineswegs revidiert werden kann, zumindest aber doch um einen wichtigen Zusatz ergänzt werden muss: Auch wenn Claudius oft dem Einfluss seiner Frauen unterlag, so gelang es ihm wiederum auch, sie ganz bewusst als wichtigen Bestandteil zur Durchsetzung und Festigung seiner Macht zu instrumentalisieren, um somit seine Herrschaft letztendlich erst zu ermöglichen.

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6. Literatur- und Quellenverzeichnis



Literarische Quellen

Cassius Dio: Roman History. Books LVI-LX, with an english translation by Earnest Cary on the basis of the version of Herbert Baldwin Foster, London 1994 (Reprint).

Flavius Iosephus: Jewish antiquities. Books XX, with an english translation by Louis H. Feldman, London 1996 (Reprint).

Plutarch: Marcus Antonius, in: Plutarch: Leben und Taten berühmter Griechen und Römer. Vier Parallelbiographien, aus dem Griechischen übersetzt von Johann Friedrich Salomon Kaltwasser, ausgewählt und mit Anmerkungen versehen sowie redaktionelle Überarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Ritschel, Berlin/Weimar 1986, S. 299-378.

Sueton: Caligula, Claudius, Nero in: Sueton: Leben und Taten der römischen Kaiser. Über berühmte Männer, aus dem Lateinischen von Adolf Stahr und Werner Krenkel, mit einer Einleitung von Werner Krenkel, Köln 2006, S. 214-340.

Tacitus: Annalen, in: Publius Cornelius Tacitus. Sämtliche erhaltene Werke. Unter Zugrundelegung der Übertragung von Wilhelm Bötticher, neu bearbeitet von Andreas Schäfer, Essen 2006, S. 295-641.


Monografien und Aufsätze

Barrett, Anthony A.: Agrippina. Sex, Power, and Politics in the Early Empire, London 1996.

Christ, Karl: Geschichte der römischen Kaiserzeit. Von Augustus bis zu Konstantin, München 52005.

Eck, Werner: Die iulisch-claudische Familie. Frauen neben Caligula, Claudius und Nero, in: Die Kaiserinnen Roms. Von Livia bis Theodora, hrsg. v. Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum, München 2002, S. 103-163.

Hahn, Ulrike: Die Frauen des römischen Kaiserhauses und ihre Ehrungen im grichischen Osten anhand epigraphischer und numismatischer Zeugnisse von Livia bis Sabina, Saarbrücken 1994.

Kaenel, Hans-Markus: Zur „Prägepolitik“ des Kaisers Claudius. Überlegungen zur Funktion von frisch geprägtem Edelmetall in der frühen Kaiserzeit, in: Stocka, Volker Michael (Hrsg.): Die Regierungszeit des Kaisers Claudius (41-54 n. Chr.). Umbruch oder Episode?, Internationales interdisziplinäres Symposion aus Anlaß des hundertjährigen Jubiläums des Archäologischen Instituts der Universität Freiburg i. Br. 16. – 18. Februar 1991, Mainz 1994, S. 45-68.

Kienast, Dietmar: Römische Kaisertabelle. Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie, Darmstadt 1990.

Kokkinos, Nikos: Antonia Augusta. Portrait of a great Roman lady, London 1992. (bes. Kap. 4: The coins and tokes of Antonia, S. 87-107).

Künzl, Susanna: Antonia minor – Porträts und Porträttypen, JRGZ 44, 1997, S. 441-495.

Künzl, Susanna: Die Kinder des Claudius: Portraits von Antonia, Britannicus, Octavia und Drusus, Archäologisches Korrespondenzblatt 23, 1993, S. 95-109.

Stoll, Richard: Frauen auf römischen Münzen. Biographisches und Kulturgeschichtliches im Spiegel der antiken Numismatik, Trier 1996.

Trillmich, Walter: Zur Formgeschichte von Bildnis-Typen, JDAI 86, 1971, S. 179-213.

Trillmich, Walter: Familienpropaganda der Kaiser Caligula und Claudius. Agrippina maior und Antonia Augusta auf Münzen, Berlin 1978.


Kataloge

Burnett, Andrew; Amandry, Michel; Ripollès, Pere Pau: Roman Provincial coinage, Vol. I: From the death of Caesar to the death of Vitellius (44 B.C.- A.D. 69), Pt. I: Introduction and Catalogue, London [u.a.] 1992.

Burnett, Andrew; Amandry, Michel; Ripollès, Pere Pau: Roman Provincial coinage, Vol. I: From the death of Caesar to the death of Vitellius (44 B.C.- A.D. 69), Pt. II: Indexes and plates, London [u.a.] 1992.

Fittschen, Klaus; Zanker, Paul: Katalog der römischen Porträts in den Capitolinischen Museen und den anderen kommunalen Sammlungen der Stadt Rom, Bd. 3 (Text & Tafeln): Kaiserinnen- und Prinzessinnenbildnisse. Frauenporträts, Mainz 1983.

Geissen, Angelo: Katalog alexandrinischer Kaisermünzen der Sammlung des Instituts für Altertumskunde der Universität zu Köln, Bd. 1: Augustus – Trajan (Nr. 1-740), Opladen 1974.

Mattingly, Harold; Sydenham, Edward A.: The Roman imperial coinage, Vol. I: From 31 B.C. to A.D. 69: with introduction to the mints and 32 plates by C. H. V. Sutherland, London 1984.


Fußnoten

[1] Christ, Karl: Geschichte der römischen Kaiserzeit. Von Augustus bis zu Konstantin, München 52005, S. 227.

[2] Cass. Dio 60,28,2; Suet. Claud. 29: Beherrscht, wie ich gesagt habe, von diesen Menschen und von seinen Frauen, spielte er eigentlich nicht den Fürsten, sondern den Diener.

[3] Alle nachfolgenden Zeitangaben beziehen sich, wenn nicht weiter gekennzeichnet, auf die nachchristliche Zeit.

[4] Cass. Dio 60,2,1

[5] Ein allgemeiner Überblick zur Münzpolitik des Kaisers Claudius bei: Kaenel, Hans-Markus: Zur „Prägepolitik“ des Kaisers Claudius. Überlegungen zur Funktion von frisch geprägtem Edelmetall in der frühen Kaiserzeit, in: Stocka, Volker Michael (Hrsg.): Die Regierungszeit des Kaisers Claudius (41-54 n. Chr.). Umbruch oder Episode?, Internationales interdisziplinäres Symposion aus Anlaß des hundertjährigen Jubiläums des Archäologischen Instituts der Universität Freiburg i. Br. 16. – 18. Februar 1991, Mainz 1994, S. 45-68.

[6] Hahn, Ulrike: Die Frauen des römischen Kaiserhauses und ihre Ehrungen im griechischen Osten anhand epigraphischer und numismatischer Zeugnisse von Livia bis Sabina, Saarbrücken 1994, Anm. 7, S. 75 spricht kontextbezogen zu Livias Apothese von einem weiteren unter Claudius geprägten Münztyp, der auf dem Revers Livia nach links sitzend mit Ährenkranz abbildet. Im RIC-Katalog (Mattingly, Harold; Sydenham, Edward A.: The Roman imperial coinage, Vol. I: From 31 B.C. to A.D. 69: with introduction to the mints and 32 plates by C. H. V. Sutherland, London 1984) ist diese Prägung nicht aufgeführt.

[7] Nachdem Tiberius Livia diese Ehre verweigert hatte, setzte Claudius schließlich den Willen des Senats durch. Vgl. Suet. Claud. 11,2; Cass. Dio 60,5,2.

[8] Insbesondere Eck, Werner: Die iulisch-claudische Familie: Frauen neben Caligula, Claudius und Nero, in: Temporini-Gräfin Vitzthum, Hildegard: Die Kaiserinnen Roms. Von Livia bis Theodora, München 2002, S. 103-163, S. 117, betont Claudius’ Intention, der Öffentlichkeit die Claudier als herrschende Familie näherzubringen.

[9] Die in der folgenden Bearbeitung angegebenen Provinzialprägungen beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, ausschließlich auf den RPC-Katalog. Vgl. Burnett, Andrew; Amandry, Michel; Ripollès, Pere Pau: Roman Provincial coinage, Vol. I: From the death of Caesar to the death of Vitellius (44 B.C.- A.D. 69), Pt. I: Introduction and Catalogue, London [u.a.] 1992.

[10] Für die Provinzen liegen drei weitere Emissionen vor, die das Abbild der Livia tragen und sie der Umschrift zufolge als ΘΕΑ ΣΕΒΑΣΤΑ ausweisen. Die Münzbeispiele aus Thrakien (RPC I 1779) und Kilikien (RPC I 4049) zeigen Livia und Augustus als divinisiertes Herrscherpaar auf Ob- und Revers verteilt. Für Lydien ist ein weiteres Münzbeispiel (RPC I 2453) belegt, das Livia auf dem Obvers erscheinen lässt, womit sie die Büste des Senats auf den Revers verweist. Alle drei Liviadarstellungen werden gemeinhin als Kopie der in Rom unter Tiberius geprägten Salus-Dupondien (vgl. RIC 47) angesehen. Für eine Einordnung dieser Münzen in die Regierungszeit des Claudius plädiert Hahn, S. 38 (RPC I 1779), S. 41 (RPC I 2453), S. 42 (RPC I 4049). Der RPC-Katalog geht hingegen für alle drei Münzfunde von einer Prägung unter der Herrschaft des Tiberius aus.

[11] Ausschlaggebend für die zeitliche Einordnung ist Claudius’ Beiname GERM(anicus), der bei den großen Nominalen der claudischen Aesprägung erstmals mit dem Jahre 52/53 eingeführt wurde. Demnach kann der Prägebeginn dieser Typen unmöglich davor liegen. Ausführlich zur Chronologie der Sesterzen mit Agrippina maior-Bildnis vgl. Trillmich, Walter: Familienpropaganda der Kaiser Caligula und Claudius. Agrippina maior und Antonia Augusta auf Münzen, Berlin 1978, S. 78f.

[12] Zusammenfassend bemerkt Trillmich, Walter: Zur Formgeschichte von Bildnis-Typen, JDAI 86, 1971, S. 179-213, S. 187: „Etwas überspitzt könnte man formulieren, daß während der fünfzehn Jahre, in denen Agrippina auf Münzen nicht mehr abgebildet wurde, dieser Typus ihrer Bildnisse gewissermaßen ‚gealtert’ ist.“ Detaillierter zur Gesamtgestaltung (betrifft v.a. Frisuren- und physiognomische Merkmalsbeschreibung) des Münztyps siehe Trillmich (1971), S. 180-196.

[13] Sie war die Enkelin des ersten Princeps, wonach ihre Verwandtschaft zu Augustus noch enger war als Antonia minors zu dem selbigen.

[14] Auch von Germanicus existieren Münzen, die typologisch verwandt zu denen Agrippinas stehen (Vgl. RIC 105/6). Nach Trillmich (1978), S. 79 kann an ihrem Charakter als thematische Gegenstücke nicht gezweifelt werden.

[15] Infolge der Hochzeit zwischen Agrippina minor und Claudius im Jahre 49 war Agrippina maior zwischenzeitlich auch zur Schwiegermutter des Kaisers avanciert.

[16] Auch Trillmich (1978), S. 4 geht davon aus, dass Agrippina minor mit der Hervorhebung ihrer Mutter Agrippina maior danach strebte, eine Wendung vom eher claudischen Familienverständnis des Kaisers zu einer iulischen Abstammungsideologie herbeizuführen.

[17] Vgl. Tac. ann. 11,7.

[18] Vgl. die Ausführungen zu den Provinzialprägungen der Agrippina minor, S. 16ff.

[19] So Kienast, Dietmar: Römische Kaisertabelle. Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie, Darmstadt 1990, S. 88. Für ein früheres Geburtsjahr, 37 eventuell auch schon 38 v. Chr., tritt Trillmich (1978), Anm. 7, S. 2f. ein. Stoll, Richard: Frauen auf römischen Münzen. Biographisches und Kulturgeschichtliches im Spiegel der antiken Numismatik, Trier 1996 spricht sich hingegen für das Jahr 35 v. Chr. aus. Zu der Schwierigkeit einer genauen Datierung siehe Trillmich (1978), Anm. 7, S. 2f.

[20] Die Verleihung des Augusta-Titels wird in der antiken Literatur widersprüchlich datiert. Den Berichten des Cassius Dio (59,3,3-4) und Sueton (Cal. 15,2) zufolge wurde Antonia diese Ehre bereits zu Herrschaftsbeginn des Caligula zugebilligt. Bei Sueton (Claud. 11,2) heißt es jedoch, Claudius habe seine Mutter mit dem „Beinamen ‚Augusta’, den sie zu Lebzeiten abgelehnt hatte“, geehrt. Ausführlich zu dieser Problematik vgl. Trillmich (1978), Anm. 204, S. 70f.

[21] Zum allgemeinen Überblick vgl. Kienast, S. 88f. sowie Stoll, S. 50.

[22] Gekennzeichnet ist dieser, für die claudische Zeit gängige Frisurentyp durch einen Mittelscheitel, von dem aus das Haar beiderseits zurückgekämmt und im Nacken zu einer beutelartigen Schlaufe gesammelt wird. Eine ausführliche Frisurenbeschreibung von Antonia (mit Einteilung in einen ‚schlichten Typ’ und einen ‚Schläfenlockentyp’) findet sich bei Künzl, Susanna: Antonia minor – Portraits und Portraittypen, JRGZ 44, 1997, S. 441-495, S. 451-462.

[23] Der ‚Sacerdos-Typ’ tritt in zweierlei Variation auf: Antonias Haarkranz erscheint zum einen mit geperlter Schnur (RIC 68), zum anderen mit zwei schmalen Bändern (RIC 67) gebunden; beim ‚Constantiae-Typ’ erfolgt die Kranzschnürung lediglich durch eine Perlschnur. Letzterer Typ zeigt ferner die Auffälligkeit, dass auf einer Münzserie das Ohr Antonias sichtbar, ein anderes Mal von Haaren bedeckt ist. Zu diesen leichten Modifikationen tritt die Beobachtung, dass das Portrait auf den Sacerdos-Münzen aufgrund vollerer Wangen und eines „milderen“ Gesichtsausdrucks ein wesentlich jugendlicheres Gesicht der Antonia darstellt als auf den Constantiae-Münzen, deren Portrait mehr durch einen strengen Gesichtsausdruck der Antonia charakterisiert werden kann.

[24] Trillmich (1978), S. 63f., der zugleich von einem inhaltlich verwandten Münztyp des Drusus als Gegenstück zu den Antonia-Dupondien spricht, geht von einer umgekehrten Verteilung der Motive auf Ob- und Revers aus.

[25] Eine zeitliche Einordnung für diesen Münztyp gestaltet sich äußerst schwierig. Einziges Indiz liefert der pater patriae-Bezug. Ausführlich zur Datierungsfrage siehe Trillmich (1978), S. 64-69.

[26] Ein weiteres Münzexemplar (RPC I 3657), das Antonia minor gemeinsam mit Claudius’ dritter Ehefrau Messalina abbildet, wird unter Punkt 2.1.2, S. 13 genauer betrachtet.

[27] Eck, S. 118.

[28] Mag man den Aussagen des Cassius Dio (60,12,5) Glauben schenken, so misslang der vom Senat im Jahr 41 unternommene Versuch, Messalina anlässlich der Geburt ihres Sohnes Britannicus den Augusta-Titel zu verleihen, einzig an der Weigerung Claudius’.

[29] Zum allgemeinen Überblick vgl. Hahn, S. 175f.

[30] Es liegen zwei Serien vor, die eine mit, die andere ohne einen Lituus im rückseitigen Feld.

[31] Vgl. Hahn, S. 176f. Betrachtet man die angenommenen Geburtsdaten der Kinder (Claudia Octavia: 39/40; Britannicus: 41) erscheint diese Vermutung durchaus schlüssig.

[32] Trillmich (1978), S. 149.

[33] Tac. ann. 11,7.

[34] Wenn davon ausgegangen werden kann, dass Antonia dieser Titel erst unter Claudius’ Regierung verliehen worden ist.

[35] Plut. Ant. 87; Joseph. ant. Iud. 20, 148f.; Suet. Nero 5,2;6,1.

[36] Zum allgemeinen Überblick vgl. Kienast, S. 93f. Ein ausführlicher Quellennachweis findet sich bei Barrett, Anthony A.: Agrippina. Sex, Power, and Politics in the Early Empire, London 1996, S. 196-229.

[37] Da Agrippina minor im Gegensatz zu ihrer Mutter den Augusta-Titel trug, können alle numismatischen Zeugnisse, die diesen Titel aufweisen, ohne Zweifel der jüngeren Agrippina zugeordnet werden.

[38] Auf allen Münzen zeichnet sich Agrippinas Schlaufenfrisur durch zwei seitlich herabhängende Locken aus (Ausnahme: RIC 80). Vgl. bezüglich der äußeren Erscheinung die Ausführungen von Fittschen, Klaus; Zanker, Paul: Katalog der römischen Porträts in den Capitolinischen Museen und den anderen kommunalen Sammlungen der Stadt Rom, Bd. 3 (Text & Tafeln): Kaiserinnen- und Prinzessinnenbildnisse. Frauenporträts, Mainz 1983, S. 6.

[39] Dieser Münztyp wurde auch als Aureus ausgegeben, der jedoch im RIC-Katalog nicht erwähnt ist.

[40] Ein modius meint ein Holzgefäß, das auf römischen Münzen häufig als Attribut der Göttin Annona (römische Personifikation des Jahresertrags oder der Ernte, hauptsächlich von Getreide, und auch Schutzgöttin der Verschiffung der Ernte nach Rom) und der Ceres erscheint.

[41] Das Geburtsjahr ergibt sich aus der Rechnung, dass Antonia bei ihrer ersten Heirat (41), gemäß dem heiratsfähigem Alter der Mädchen in der römischen Kaiserzeit, etwa 12-14 Jahre alt gewesen sein dürfte.

[42] Die aus seiner ersten Ehe mit Plautia Urgulanilla stammende Tochter Claudia war von Claudius nicht angenommen worden.

[43] So jedenfalls angenommen von Künzl, Susanna: Die Kinder des Claudius: Portraits von Antonia, Britannicus, Octavia und Drusus, Archäologisches Korrespondenzblatt 23, 1993, S. 95-109, S. 96.

[44] Auch Octavias Geburtsjahr ist umstritten. Tacitus’ Ausführungen zufolge (ann. 14,64,1) ist Octavia im Jahr 42 geboren. Da sie jedoch oft an erster Stelle noch vor Britannicus (geboren 41) genannt wird, kann durchaus auch von einem früheren Geburtstermin, noch vor der Thronbesteigung des Claudius, ausgegangen werden. Zu dieser Problematik siehe Hahn, Anm. 5, S. 211.

[45] Um das Ehebündnis der Adoptivverwandtschaft zwischen Octavia und Nero (50 durch Adoption des Kaisers in die Familie der Claudier aufgenommen) zu umgehen, erfolgte Octavias Adoption in eine andere gens.

[46] Einen allgemeinen Überblick zu Claudia Antonia und Claudia Octavia in: Kienast, S. 92f. (Antonia) und 98f. (Octavia).

[47] Auf das Vorhandensein eines solchen ägyptischen Münztyps weisen hin: Trillmich (1978), S. 158f. sowie Hahn, S. 183. Der RPC-Katalog und Geissen, Angelo: Katalog alexandrinischer Kaisermünzen der Sammlung des Instituts für Altertumskunde der Universität zu Köln, Bd. 1: Augustus – Trajan (Nr. 1-740), Opladen 1974 lassen eine diesbezügliche Angabe vermissen.

[48] Eine dritte Münze aus Syrien (RPC I 4842), die auf dem Revers Octavia und Britannicus abbildet, die sich einander die Hände reichen, während Antonia ein Füllhorn hält, kann aufgrund einer relativen Reversverwandtschaft als analog zu dem Münzexemplar RPC I 3627 (vgl. S. 13) aus Kappadokien angesehen werden.

[49] Vgl. Abb. S. 17.

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