Münzprägungen für Kaiserfrauen unter Septimus

Severus


verfasst von Thomas Rettig




1. Einführung

2. Numismatischer Befund

3. Interpretation

4. Fazit

5. Literatur- und Quellenverzeichnis

 

 

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1. Einführung


Hinweis zum Verständnis: Die genannten Abbildungen beziehen sich auf die Münzabbildungen im Münzdossier (PDF- Datei)

Mit Septimius Severus bestieg im Jahr 193 zum ersten Mal ein Afrikaner den Kaiserthron. Severus wurde am 11. April 145 n. Chr. im nordafrikanischen Leptis Magna als Sohn einer wohlhabenden phoenikischen Familie geboren. Im Alter von 18 Jahren übersiedelte er nach Rom, wo er 173 von Kaiser Marcus Aurelius, nach Ableistung der Qästur, zum Senator ernannt wurde. Von da an durchlief er eine klassische militärisch-zivile Beamtenlaufbahn. Etwa 186 oder 187 heiratete er Iulia Domna, eine Ehe, die beiderseits große Vorteile versprach. Iulia entstammte einem angesehenen alten syrischen Herrschergeschlecht, ihr Vater war Hohepriester des Sonnengottes Elagabal. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor Caracalla (188) und Geta (189) [1].

Nach der Ermordung des Commodus und wenig später des Pertinax, ließ sich Severus im April 193 in Carnuntum zum Kaiser ausrufen. Er marschierte daraufhin mit den Donaulegionen umgehend gegen Rom. Nach der Ermordung des Didius Iulianus zog er mit seinen Truppen in Rom ein und sicherte seine Machtposition. In den folgenden Jahren musste Severus zwei Konkurrenten um den Kaiserthron aus dem Weg räumen. Zunächst wendete er sich gegen den Statthalter von Syrien Pescennius Niger, der von seinen Truppen ebenfalls zum Kaiser ausgerufen worden war. Anfang 194 wurden dessen Truppen jedoch von Severus vernichtet und Niger selbst getötet [2].

Nach dem Tode Nigers kehrte Severus nach Rom zurück. Währenddessen ließ sich in Britannien Clodius Albinus zum Kaiser ausrufen und setzte mit seinen Truppen nach Gallien über. Severus blieb jedoch lange untätig und so kam es erst 197 zur Entscheidungsschlacht mit Albinus. Dessen Truppen wurden vernichtend geschlagen, woraufhin er sich selbst das Leben nahm. Nach Albinus´ Tod begann Severus eine groß angelegte Säuberungswelle um endgültig seine Macht zu festigen. Dieser Säuberung fielen unter anderem auch 29 Senatoren zum Opfer, welche Niger bzw. Albinus unterstützt hatten [3].

Noch im gleichen Jahr wendete sich Severus wieder nach Osten. Er begann einen Feldzug gegen die Parther, in dessen Verlauf er jedoch nur auf geringen Widerstand traf, sodass bereits Ende des Jahres die parthische Hauptstadt Ctesiphon eingenommen werden konnte. Dieser wenig Ruhmreiche Sieg brachte ihm dennoch den Titel Parthicus Maximus, zudem konnten enorme Schätze erbeutet werden. Severus blieb daraufhin weiter im Osten und kehrte erst 203 nach Rom zurück. [4] Während seiner langen Abwesenheit aus der Hauptstadt leitete in erster Linie seine Frau die Regierungsgeschäfte in Rom. Diese wurde bereits kurz nach der Machtübernahme durch Severus zur Augusta erhoben. Dennoch ist es verwunderlich, dass ihre Regierungstätigkeit akzeptiert wurde, nicht allein weil sie eine Frau war sondern auch weil sie als Syrerin nicht der traditionellen römischen Aristokratie entstammte [5].

Im Jahre 208 brach Severus zusammen mit seiner Familie und dem Großteil des Hofstaates nach Britannien zu seinem letzten großen Feldzug auf. Während Iulia Domna und sein jüngerer Sohn Geta in London blieben, um von dort die Regierungsgeschäfte zu leiten, begab sich Severus zusammen mit Caracalla nach York. Ausgehend von York starteten sie in den folgenden Jahren etliche Kampagnen in den Norden der Insel. Jedoch lag das Hauptaugenmerk nicht auf der Eroberung der gesamten Insel, sondern vielmehr auf der Verteidigung der Provinz Britannien. Im Zuge dieser Bemühungen wurde vor allem der Hadrianswall wieder restauriert und verstärkt. Am 4. Februar 211 schließlich starb Severus in York [6].

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2. Numismatischer Befund



Septimius Severus ließ in seiner Regierungszeit lediglich eine Frau auf Münzen prägen, seine Ehefrau Iulia Domna. Die Münzen, auf denen sie abgebildet ist, lassen sich grob in drei Gruppen aufteilen.Als erste Gruppe sind die Münzen zu nennen, auf denen Iulia zusammen mit ihrer Familie dargestellt wird. Auf den Münzen Nr. 1-6 sehen wir auf dem Avers jeweils Septimius Severus und auf dem Revers zum einen Iulia Domna allein (Nr. 1, 2, 6) mit der Titulatur IVLIA AVGVSTA bzw. zusammen mit ihren beiden Söhnen (Nr. 3-5) und der Legende FELICITAS SAECVLI. Auf weiteren „Familien-Münzen“ (Nr. 10-14, 33) finden wir Iulia auf dem Avers als IVLIA AVGVSTA. Auf dem Revers sehen wir als erstes Severus und Caracalla (Nr. 10) sowie Caracalla und Geta (Nr. 11) jeweils mit der Legende AETERNIT IMPERI. Die Münzen Nr. 12-14 zeigen auf dem Revers jeweils Caracalla einmal als ANTONINVS PIVS AVG (Nr. 12, 14) bzw. mit der Legende ANTONINVS AVG PONT TR P IIII [7]. Als letztes zeigt Münze Nr. 33 auf dem Revers ihren jüngeren Sohn Geta als P SEPT GETA CAES PONT.

In die zweite Gruppe fallen jene Münzen, auf denen Iulia als Mutter verehrt wird. Zu diesen Münzen gehören die Nr. 28-32, 83, 84, 87, 88. Auf all diesen Münzen erscheint Iulia auf dem Avers mit der Legende IVLIA AVGVSTA. Auf dem Revers findet sich jeweils die Göttin Cybele, einmal auf einer Quadriga reitend mit der Legende MATER AVGG (S-C) (Nr. 28, 87). Auf den Münzen Nr. 29-31, 83, 88 finden wir die die Legende MATER DEVM (S-C) und ebenfalls Cybele sitzend bzw. stehend (Nr. 31). Als letzte Münzen aus dieser Gruppe sind Nr. 32 und 84 zu nennen, auf diesen mit der Reverslegende MATRI CASTRORVM (S-C). Die hier abgebildete Frauengestalt ist nicht endgültig zu identifizieren. Es könnte sich hier ebenfalls um Cybele handeln, jedoch fehlt die typische Mauerkrone, sodass es sich durchaus auch um Iulia Domna selbst handeln könnte.

Die dritte und bei weitem umfangreichste Gruppe sind die inzwischen schon klassischen Münzen, auf denen der Avers die Herrscherin zeigt und auf dem Revers eine assoziierte Göttin oder Tugend dargestellt wird. Für Iulia Domna finden wir zwei verschiedene Averstypen, die sich allerdings nur in der Legende unterscheiden [8]. Die eine Legende lautet IVLIA DOMNA AVG die zweite IVLIA AVGVSTA. Im Übrigen ändern sich im Laufe der Jahre die Frisur wie auch die Gesichtszüge der Iulia.

Zu den Nominalen lässt sich sagen, dass die enorme Anzahl an hohen Nominalen auffällt. Beim überwiegenden Teil der Münzen handelt es sich um Aurei oder Denare, lediglich die vom Senat autorisierten Münzen sind niedere Nominale, hier Sesterze sowie Dupondien.

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3. Interpretation



Betrachtet man das severische Münzprogramm so fällt zunächst auf, dass die Münzen überwiegend in der Tradition der Antoninenkaiser stehen. Viele Münztypen der Iulia Domna sind bereits unter Severus´ Vorgängern zu finden. Dennoch zeigen sich auch große Unterschiede. Am deutlichsten treten diese bei den Familienmünzen zu Tage.

Die Antoninenkaiser verzichteten in der Reichsprägung weitestgehend darauf, sich zusammen mit Familiemitgliedern abbilden zu lassen. Septimius Severus lanciert dagegen in den Anfangsjahren seiner Herrschaft eine ganze Reihe von Familienmünzen (vgl. Nr. 1-6, 10-14, 33). Mit diesen Münzen wurden zwei Ziele verfolgt, zum einen sollten die Mitglieder der kaiserlichen Familie im Reich und auch beim Heer bekannt gemacht werden. Auf der anderen Seite sollte mit diesen Münzen ein dynastischer Herrschaftsanspruch propagiert werden, wobei meiner Meinung nach dieser zweite Aspekt deutlich im Vordergrund stand. Severus ließ an seinem Bestreben eine eigene Dynastie zu begründen nie einen Zweifel aufkommen. Bereits 196 erhob er seinen erst 8 jährigen Sohn Caracalla zum Caesar und zwei Jahre später zum Augustus, womit er schon sehr früh seine Nachfolge regelte [9].

In diesen Kontext sind die Familienmünzen zu stellen. Sie zeigen nicht allein die Mitglieder der Familie, vielmehr unterstreichen sie den dynastischen Herrschaftsanspruch. Insbesondere die Reverslegenden „FELICITAS SAECVLI“ (vgl. Nr. 3-5) sowie „AETERNIT IMPERI“ (vgl. Nr. 10, 11) bezeugen diesen Anspruch in unmissverständlicher Weise. Das Heil Roms wird hier mit der severischen Dynastie verbunden.


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Iulia Domna spielt bei all dem eine besondere Rolle. Sie wird in dieser Familienpropaganda unter drei verschiedenen Aspekten dargestellt. Die Münzen 1, 2 und 6 zeigen sie zusammen mit ihrem Mann, hier ist sie „einfach“ die Ehefrau des Herrschers. Des Weiteren zeigen die Münzen Nr. 12-14 sie zusammen mit ihrem Sohn Caracalla und Nr. 33 zusammen mit Geta. Hier tritt sie in erster Linie als Mutter auf, aber darüber hinausgehend sind ihre Söhne in der dynastischen Hierarchie auch die Nachfolger des Septimius Severus. Dies führt zum dritten Aspekt unter dem Iulia dargestellt wird. Sie ist nicht allein Ehefrau und Mutter, sondern vielmehr ist sie auch die Stammmutter der severischen Dynastie.

Dieser Aspekt steht vor allem in den bereits angesprochenen Münzen Nr. 3-5 sowie Nr. 10 und 11 im Mittelpunkt. Betrachtet man die Münzen 3-5 so sehen wir Iulia hier auf dem Revers zwischen ihren Söhnen. Allein diese Anordnung mit Iulia im Zentrum zeigt, welche Bedeutung Severus seiner Frau beimaß. Nicht etwa Caracalla - sein Sohn und Mitregent - steht im Mittelpunkt, sondern dessen Mutter. Setzt man diese Münzen dann in den Kontext der dynastischen Herrschaftsfolge, so wird klar, dass Iulia eben mehr ist als nur die Mutter ihrer Söhne. Vielmehr ist sie die Frau, die durch die Geburt zweier Söhne das in der Legende verheißene „Zeitalter der Glückseligkeit“ ermöglicht. Noch deutlicher tritt ihre zentrale Rolle in dem dynastischen Konzept auf den Münzen Nr. 10 und 11 hervor. Beide Münzen zeigen Iulia Domna auf dem Avers, der Revers zeigt einmal Severus und Caracalla (Nr. 10) bzw. Caracalla und Geta (Nr. 11). Nicht zuletzt die Legende „AETERNIT IMPERI“ zeigt klar, dass durch diese Münzen die severische Dynastie propagiert werden soll. Das Bemerkenswerte an diesen Münzen ist, dass wir Iulia auf dem Avers finden. Allein dieser Umstand zeigt ihre entscheidende Rolle, sie scheint hier eine Art Bindeglied zwischen den Generationen zu sein.

Zusammenfassend lässt sich zu den Familienmünzen festhalten, dass diese in erster Linie den dynastischen Herrschaftsanspruch des Septimius Severus herausstellen. Iulia Domna wird in diesem Konzept eine zentrale Rolle zugedacht, sie ist die Stammmutter der Dynastie und tritt als solche auf den Münzen auf. Severus bricht mit diesen Münzen wie bereits erwähnt mit der Tradition der Antoninenkaiser. Eine solch starke Einbindung einer Frau in das politische Konzept finden wir zuletzt in der iulisch - claudischen Dynastie unter Claudius und Nero.

Auch die zweite Münzgruppe, die „Mater-Münzen“, brechen zumindest teilweise mit der Tradition der Antoninen. Zwar finden wir die Betitelungen als „MATER AVGG“ und „MATRI CASTRORVM“ bereits unter den Antoninen, jedoch in Zusammenhang mit anderen Motiven. Die Münzen Nr. 32 und 84 mit der Reverslegende „MATRI CASTRORVM“ sind wohl auf die Anwesenheit der Iulia Domna im Feldlager in Lugdunum im Jahre 196 während des Feldzuges gegen Clodius Albinus zurückzuführen.

Die übrigen Münzen dieser Gruppe mit der Reverslegende „MATER AVGG“ (Nr. 28, 87) bzw. „MATER DEVM“ (Nr. 29-31, 83, 88) sind dagegen in einen völlig anderen Kontext einzuordnen. Auffällig ist zumindest, dass auf allen Münzen der Revers die Göttin Cybele zeigt. Der Cybelekult war im Reich lange Zeit verboten jedoch in den östlichen Provinzen durchaus weit verbreitet. Cybele wurde auch „Mutter der Götter“ bezeichnet, was die Legende „MATER DEVM“ erklärt. Beachtet man dies, so scheint es sich bei diesen Münzen nicht allein um eine Ehrung der Kaiserin zu handeln, vielmehr soll hier wohl auch der Cybelekult im Reich propagiert werden. Die Verwendung niederer Nominale (Sesterze vgl. Nr. 83, 87, 88), welche eine große Verbreitung erreichten, deutet daraufhin, dass dieser Kult flächendeckend popularisiert werden sollte [10].


   
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Durch die Assoziation der Iulia mit der Muttergottheit Cybele rückt sie natürlich auch selbst in eine göttliche Mutterrolle. Diese lässt sich in zwei Richtungen deuten. Erstens kann sie als Mutter und Beschützerin des Reiches angesehen werden. In diesem Sinne lassen sich die Münzen in die Tradition der Magna-Mater-Münzen des Marcus Aurelius stellen. Auf der anderen Seite lassen sich die Münzen wiederum in das dynastische Konzept einordnen. Insbesondere die Legende „MATER AVGG“ lässt die Deutung zu, dass Iulia auch hier als Stammmutter der severischen Dynastie geehrt wurde.

Die dritte Gruppe ist bei weitem die Umfangreichste. Wir sehen Iulia Domna hier zusammen mit verschiedenen assoziierten Göttinnen bzw. Tugenden. Diese Münzen stehen im Gegensatz zu den ersten beiden Gruppen klar in der Tradition der Antonine. Auf Grund der enormen Anzahl an Münzen ist es im Rahmen dieses Projektes nicht möglich, alle im Einzelnen zu analysieren. Aus diesem Grunde werden hier nur einige signifikante Münzen besprochen.

Zunächst lässt sich feststellen, dass die Themen der Münzen sich kaum oder gar nicht von denen der Antonine unterscheiden. Im Mittelpunkt der Propaganda stehen Geburt und Fruchtbarkeit, aber auch einige inzwischen schon klassische Attribute für Kaiserfrauen wie Pietas und Pudicitia. Diese Münzen sind wie erwähnt sehr traditionell, sie scheinen quasi zum Standartprogramm eines Kaisers zu gehören, weshalb sie nur eingeschränkt aussagekräftig sind. Eine mögliche Erklärung dafür, warum Severus sein Münzprogramm in die Tradition der Antoninen stellte, könnte sein, dass so eine gewisse Kontinuität in der Politik angedeutet werden sollte. Zudem begründete Severus seinen Herrschaftsanspruch mit einer fingierten Adoption durch Marcus Aurelius. Daher erscheint eine gewisse Orientierung an den Traditionen der Antoninen durchaus nachvollziehbar und politisch sinnvoll [11].

Auffällig ist, dass Iulia besonders häufig zusammen mit der Göttin Venus abgebildet wird. Diese tritt auf als Venus Genetrix (Nr. 8, 39), Venus Felix (Nr. 40, 47, 72) und als Venus Victrix (Nr. 7, 41, 59-61, 75, 89). Diese Dreiteilung finden wir bereits unter den Antoninen, allerdings aufgeteilt zwischen Mutter und Tochter, daher lassen sich die Venus-Münzen durchaus in eine antoninische Tradition stellen. Es ist jedoch interessant, dass Severus ausgerechnet die Venus ausgewählt hat. Zwei Jahrhunderte zuvor hatte Julius Caesar die Venus für seine Familie vereinnahmt, Venus Genetrix wurde zur Stammmutter des iulischen Geschlechts [12].

Es lässt sich zwar nicht eindeutig belegen, doch man kann vermuten, dass Severus die Venus für sich und seine Familie in Anspruch nahm, um sich an die Tradition der Iulier anzulehnen. In diesem Zusammenhang ist auch auffällig, dass Severus nicht sich selbst sondern seine Gattin Iulia mit der Venus abbilden ließ. Natürlich war den Zeitgenossen klar, dass sie nicht dem iulischen Geschlecht entstammte, dennoch weckt der Name Iulia im Verbund mit Venus gewisse Assoziationen. Insbesondere Iulia Augusta erinnert an Livia. Es ist durchaus anzunehmen, dass Severus seine Frau hier bewusst instrumentalisierte, um die severische in die Nähe der iulisch – claudischen Dynastie zu rücken.

Etwas problematisch für diese Deutung ist jedoch, dass nicht die Venus Genetrix sondern die siegreiche Venus vornehmlich geprägt wurde. Es ist aber durchaus möglich, dass Severus durch diese Auswahl die Stärke seiner Dynastie demonstrieren wollte. Um seine Herrschaft zu etablieren musste Severus mit Pescennius Niger und Clodius Albinus zwei Gegner im Felde schlagen, möglicherweise soll die Venus Victrix dies dokumentieren und die eigene Sieghaftigkeit zum Ausdruck bringen.


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Neben der Venus wird Iulia auch noch in Zusammenhang mit einigen anderen römischen Göttinnen wie u. a. Iuno, Ceres oder Fortuna abgebildet. Diese Münzen sind jedoch sehr klassisch gehalten und sollen daher nicht weiter kommentiert werden. Sehr viel interessanter sind die Darstellungen einer weiteren orientalischen Göttin. Die Münzen Nr. 38 und 71 zeigen auf dem Revers jeweils die ägyptische Göttin Isis mit dem Horusknaben im Arm und der Legende „SAECVLI FELICITAS“. Isis ist ähnlich der Cybele eine Art Muttergottheit, was durch den Horusknaben an ihrer Brust symbolisiert wird. Auch der Isiskult war im Reich zeitweilig verboten, doch war er sehr viel weiter verbreitet als der Cybelekult.

Durch die vielen Gemeinsamkeiten der Isis und der Cybele sind diese Münzen in einen ähnlichen Zusammenhang zu stellen. Zudem finden wir dieselbe Legende auch auf den Münzen 3-5, daher sind die Isis-Münzen eindeutig in einen dynastischen Kontext einzuordnen. Doch ähnlich wie bei den Cybele-Münzen beschränkt sich die Deutung dieser Münzen nicht allein auf die Rolle Iulias als Stammmutter der severischen Dynastie. Die Legende verheißt wiederum glückliche Zeiten und diese natürlich nicht allein für die Herrscherfamilie sondern für das gesamte Reich. Wir sehen Iulia also auch hier als eine Art Mutter des Reiches [13]. Eine weitere sehr interessante Göttin, die mit Iulia Domna in Verbindung gebracht wird, ist die Aequitas. Sie erscheint auf den Münzen Nr. 48 mit der Legende „AEQVITAS II“ und 62 mit der Legende „AEQVITATI AVGG“. Diese Göttin ist in der Reichsprägung durchaus weit verbreitet, doch bis dahin war sie allein dem Kaiser vorbehalten. Iulia Domna war die erste Frau, die mit dieser Göttin in Verbindung gebracht wurde und sie scheint auch die einzige zu sein. Es handelt sich hierbei also um sehr außergewöhnliche Prägungen.

Inhaltlich sind diese Münzen wohl in den Kontext geldpolitischer Maßnahmen zu stellen. So finden sich für Septimius Severus Münzen der Moneta [14] die jeweils in etwa parallel zu den Aequitas – Münzen geprägt wurden. Zudem ist die Ikonographie beider Göttinnen identisch; beide werden mit einer im Gleichgewicht befindlichen Waage und einem Füllhorn dargestellt. Die Waage symbolisiert dabei die gerechte Verteilung von Gütern und steht somit für die Rechtlichkeit und Billigkeit des Herrschers. Mit dem Füllhorn soll ein Überfluss an Gütern symbolisiert werden [15].


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Ob diese Münzen in Zusammenhang mit bestimmten Ereignissen oder Maßnahmen des Severus stehen, ist nicht zweifelsfrei zu klären, doch lässt sich dies vermuten, da sie nicht konstant über die gesamte Regierungszeit geprägt wurden. So lässt sich Münze Nr. 48 auf das Jahr 194 datieren und Münze Nr. 62 in etwa um die Jahrhundertwende. Durch diese Datierungen kann man vermuten, dass Münze Nr. 42 in Zusammenhang mit der Machtübernahme des Severus steht und Nr. 62 mit der Erhebung Caracallas zum Augustus (198). Dennoch bleibt ungeklärt, was Severus dazu bewogen hat, Iulia auf dem Avers prägen zu lassen. Offen ist auch die Bedeutung der Legende „AEQVITAS II“. Es ist fraglich worauf sich die Ziffer Zwei bezieht, auf ein Ereignis oder aber auf Personen.

Die letzten Münzen, die hier besprochen werden sollen, sind die Münzen Nr. 49 und 50. Diese wurden um 194/195 in der Stadt Emesa (Syrien) geprägt. Im Falle dieser beiden Münzen ist die Prägestätte von besonderer Bedeutung. Die Stadt Emesa (heute: Homs) prägt ab Anfang des Jahres 194 Münzen für Septimius Severus. Das interessante an den emesischen Münzen ist die relative Vielfalt der Reverstypen. Während Severus in Rom in den ersten Jahren seiner Herrschaft vorwiegend Reverstypen prägen ließ, die in einem militärischen Kontext stehen, finden sich in Emesa vielfältige andere Typen. Wie Bickford-Smith [16] zeigt, entstammen diese jedoch ursprünglich nicht der severischen Propaganda sondern der des Pescennius Niger. Die emesische Münze adaptierte viele Reverstypen, die im Jahre 193 für Niger in Antiochia geprägt wurden [17].


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Bei den vorliegenden Münzen handelt es sich um Parallelprägungen zu Münzen des Septimius Severus [18]. Dass Severus zusätzlich Münzen prägen ließ, die seine Frau auf dem Avers zeigen, kann mehrere Gründe haben. Zum Ersten ist Emesa die Geburtsstadt Iulias und ihre Familie war dort hoch angesehen, doch spielte dies sicher eine eher untergeordnete Rolle. Der Hauptgrund dürften die hier dargestellten Attribute sein, die sich in zwei Richtungen deuten lassen. Betrachtet man die Münzen, so fallen vor allem der Fruchtkorb sowie die Kornähren als Symbole für Wohlstand, eine reiche Ernte aber auch für Fruchtbarkeit auf. In diesen agrarischen Kontext lassen sich auch die Münzen 51 und 52 [19] einordnen, auf denen ebenfalls der Fruchtkorb zu sehen ist und deren Legende eine glückliche Zeit verspricht. Letzten Endes verheißen diese Münzen also eine Zeit des Überflusses und des Wohlstandes.

Doch lassen Fruchtbarkeitssymbole in Verbindung mit einer Frau neben der agrarischen auch eine andere Deutung zu. Es ist durchaus plausibel anzunehmen, dass Severus diese Fruchtbarkeit direkt auf Iulia bezog. In diesem Sinne sind die Münzen wiederum in das dynastische Konzept einzuordnen. Iulia verkörpert hierbei die Hoffnung (Nr. 50), die durch ihre Fruchtbarkeit die Dynastie sicherte wodurch letztendlich das Reich glücklichen Zeiten entgegen sieht.

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4. Fazit


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der überwiegende Teil der Iulia Domna Münzen eindeutig in der Tradition der Antonine steht. Durch die Benutzung vieler bekannter Münztypen wird versucht, Iulia in eine Reihe mit den Frauen der Antonine insbesondere den beiden Faustinas zu stellen [20]. Diese starke Anlehnung an die Antonine sollte in erster Linie den Herrschaftsanspruch des Severus legitimieren und die Herrschaftskontinuität veranschaulichen.

Es zeigt sich jedoch auch, dass einige Münzen deutlich mit den Traditionen der Antonine brechen bzw. sich eher an der Propaganda des iulischen Geschlechts orientierten. Da weder Severus noch Iulia römischer Abstammung waren, ist eine solche Anlehnung an eine der ältesten römischen Familien durchaus sinnvoll und trägt ebenfalls zur Legitimierung des Herrschaftsanspruches bei. Doch darin erschöpft sich die Rolle Iulias, wie gezeigt wurde, nicht. Vielmehr ist sie ein entscheidender Bestandteil der severischen Dynastie, die Severus etablieren wollte. Neben ihrer Rolle als Herrschergattin und Kaisermutter wurde sie vor allem als Stammmutter dieser neuen Dynastie geehrt, aber auch als Mutter des Reiches.

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5. Literatur- und Quellenverzeichnis

Quellen

- Veh, Otto; Cassius Dio. Römische Geschichte 5. Bd. (dt.), München 1987.


Literatur

- Bleckmann, Bruno; Die severische Familie und die Soldatenkaiser, in: Die Kaiserinnen Roms, hrsg. von Hildegard Temporini- Gräfin Vitzthum, München 2002, S. 265-339.

- Grant, Michael; Die Römischen Kaiser von Augustus bis zum Ende des Imperiums. Eine Chronik, übers. von Dr. Joachim Rehork, Bergisch Gladbach 1989.

- Kankelfitz, B. Ralph; Römische Münzen. Von Pompejus bis Romulus. Katalog mit aktuellen Marktpreisen, 3., völlig überarb. Aufl., Augsburg 1991.
- Lusnia, Susann S.; Julia Domna`s Coinage and Severan Dynastic Propaganda, LATOMUS 54, 1995, S. 119-140.

- Meister, Michael; Die Frauen der syrischen Dynastie in Rom, in: Specht, Edith (Hrsg.); Frauen auf Münzen, Wien 1988, S. 33-47.

- Wallinger, Elisabeth; Frauen auf Münzen und in der Historia Augusta, in: Specht, Edith (Hrsg.); Frauen auf Münzen, Wien 1988, S. 9-32.


Internetressourcen

- http://www.muenzen-der-severer.de

- http://intranet.dalton.org/groups/Rome/bickford.htm


Fußnoten

[1] Vgl. Grant, Michael; Die Römischen Kaiser von Augustus bis zum Ende des Imperiums. Eine Chronik; Bergisch Gladbach 1989, S. 143f.

[2] Veh, Otto; Cassius Dio. Römische Geschichte 5. Bd. (dt.), München 1987. Epit. 74, 6-8.

[3] Ebenda, Epit. 76, 4-7.

[4] Veh, Otto; Cassius Dio, Epit. 76, 9-12.

[5] Vgl. http://www.muenzen-der-severer.de/juldomna.htm.

[6] Veh, Otto: Cassius Dio, Epit. 77, 11-17.

[7] Anm.: Es muss sich hierbei um einen Fehler handeln; laut RIC sollte die legende ANTONINVS AVG PONT TR P III lauten, es sind hier jedoch eindeutig 4 Striche zu erkennen.

[8] Anm.: Etwas aus der Reihe fällt hierbei Münze Nr. 47, es ist die einzige Münze auf der Iulia nach links schaut.

[9] Vgl. Bleckmann, Bruno; Die severische Familie und die Soldatenkaiser, in: Die Kaiserinnen Roms, hrsg. von Hildegard Temporini- Gräfin Vitzthum, München 2002, S. 269f.

[10] Meister, Michael; Die Frauen der syrischen Dynastie in Rom, in: Specht, Edith (Hrsg.); Frauen auf Münzen, Wien 1988, S. 35-36.

[11] Vgl. Lusnia, Susann S.; Julia Domna`s Coinage and Severan Dynastic Propaganda, LATOMUS 54, 1995, S. 123.

[12] Vgl. Wallinger, Elisabeth; Frauen auf Münzen und in der Historia Augusta, in: Specht, Edith (Hrsg.); Frauen auf Münzen, Wien 1988, S. 13 und Lusnia, Susann S.; Julia Domna`s Coinage, S. 122.

[13] Vgl. Bleckmann, Bruno; Die severische Familie und die Soldatenkaiser, S. 271.

[14] Vgl. u. a. RIC 162, RIC 411.

[15] Vgl. Kankelfitz, B. Ralph; Römische Münzen. Von Pompejus bis Romulus. Katalog mit aktuellen Marktpreisen, 3., völlig überarb. Aufl., Augsburg 1991, S. 24 (Aequitas) und S. 26 (Moneta).

[16] Bickford-Smith, Roger A.; Contrasting responses to two opportunities for propaganda in the Severan imperial coinage of the so-called "Emesa" series, siehe: http://intranet.dalton.org/groups/Rome/bickford.htm

[17] Ebenda

[18] Vgl. RIC 352, RIC 366a.

[19] Anm.: Beide Münzen wurden zeitgleich ebenfalls in Emesa geprägt.

[20] Vgl. Lusnia, Susann S.; Julia Domna`s Coinage, S. 122-123.

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